Sonntag, 6. Oktober 2019

Alles g'schwätzt

In 9 Tagen ist es soweit, das Zimmer inklusive Zustellbett in der Uniklinik Freiburg, Station Brehmer ist reserviert.
In 10 Tagen werde ich tracheotomiert. Ab diesem Zeitpunkt werde ich dann invasiv beatmet sein.
In 11 Tagen (oder so) geht es mir dann besser, als es mir jetzt grade geht. Sagen alle. Alle, die sich damit auskennen. Wissen tut's natürlich keiner, überzeugt, dass es so ist, sind sie aber alle.
Denke grad, es wäre seit langem das erste Mal, dass es auf die Krankheit bezogen etwas positives zu vermelden gibt. Kein Licht am Ende des Tunnels, aber etwas mehr Helligkeit vielleicht?
Allerdings wäre diese 'Helligkeit' mit dem vollständigen Sprachverlust einigermaßen teuer erkauft. Und solche in mehrerlei Hinsicht 'teuren' Schritte gab es durchaus auch schon einige: Als Treppen steigen nahezu unmöglich wurde, brachten 2 Treppenlifte Erleichterung, als der normale Treppenlift nicht mehr genutzt werden konnte half ein (doppelt so teurer) Platformlift, laufen wurde abgelöst durch laufen an Stöcken, Stöcke wiederum wurden ersetzt durch den Rollator, dieser schließlich irgendwann durch den Rollstuhl. Kurzfristig ging's da jeweils immer ein wenig besser, insgesamt betrachtet war nie ein Fortschritt dabei.
Große Illusionen habe ich nicht, es wird auch diesmal nicht anders sein.
Weil ich mich wahrscheinlich zu lange gegen den nun kommenden Eingriff inklusive Sprachverlust gewehrt habe, ist der Schritt jetzt allerdings überfällig. Jetzt wird's mir echt zu viel mit dem ständigen Maske ab, Maske auf, dem Blähbauch, dem anstrengenden Sekret abhusten, den scharfen Zähnen unsoweiterunsofort.
So heißt es nun, Abschied nehmen von einem Teil von mir: Von meiner Sprachfähigkeit, von meiner Stimme.
Was davon bleibt, ist die Erinnerung sowie ein paar Videos mit meiner Stimme drauf.
Wie das folgende aus 2011.



Etwas, was bisher unerwähnt blieb, ist die Möglichkeit, über eine aufgesetzte Sprechkanüle zu sprechen. Hiervon erwarte ich allerdings nicht zu viel. Ich weiß ja gar nicht, ob ich die für solche Systeme erforderliche Restsprechkraft noch aufweise und will daher einfach abwarten, was man mir im Nachgang zur OP anbietet. Alles, was dann irgendwie funktioniert, wäre Zugabe.

1 Kommentar:

  1. Also dann rufe ich in Bezug auf deinen letzten Satz: ZUGABE!
    Bei Konzerten gibt’s das dann normalerweise auch :-)

    Und bei der Gelegenheit möchte ich mich auch mal bei dir bedanken, dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Ich bin überzeugt davon, dass außer mir noch viele andere deine Beiträge lesen, die gleichzeitig spannend, lehrreich, berührend und auch oft voller Humor sind.

    Also ich drücke jedenfalls die Daumen, dass mit diesem Eingriff alles perfekt läuft und freue mich auf die nächsten Neuigkeiten von dir.

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