Montag, 30. September 2019

Nostalgie + Neuanfang

Gestern war Samstag. Samstag ist Bundesliga. Ok, der SC spielt erst heute, auswärts in Düsseldorf.  Trotzdem, Samstag = Fußball.
Mein Gefühl für Düsseldorf ist kein gutes.(**) Vor 2 Wochen hätte ich allerdings auch jede Wette verloren, als so überraschend wie souverän und verdient in Hoffenheim gewonnen wurde. Die Spiele gucke ich allesamt am TV, per sky oder DAZN.
Wäre ich gesund, würde weder das eine noch das andere bei uns laufen, das ist gewiss.
Und wäre ich gesund, wäre der gestrig Samstag ein Kruschteltag gewesen, dies und das würde erledigt. Vielleicht holte ich meine Mutter im Herzzentrum Bad Krozingen ab nach dem bei ihr durchgeführten Herzschrittmacherwechsel, man weiß es nicht. Vielleicht hätte ich einen W&R-Bürotag eingelegt, vielleicht daheim irgendwas gebaut, gebastelt? Womöglich wäre ich Chauffeur gewesen für Simon (Schwimmen) oder Martina (Shopping-Tour)? Alles Spekulation. Sicher dagegen: Zu den Bundesligaspielen wäre irgendwo ein Radio mit der Konferenz gelaufen.

Vergangenen Samstag war ich erstmals diese Saison im Stadion. Der FC Augsburg war zu Gast. Und tatsächlich war der SCF drauf und dran, mit mir und nach 18 Jahren mal wieder und zum zweiten Mal überhaupt, die Tabelle der Fußballbundesliga anzuführen, nach dem verdienten 1:0 durch Lukas Höler durfte man sich so schön neudeutsch virtueller Spitzenreiter nennen.


Leider hatte der Ex-SCler Florian Niederlechner etwas dagegen und glich noch vor der Pause zum 1:1 aus. Tabellenführung futsch. Sie wären aber auch bei einem Sieg nicht Erster geblieben, weil Leipzig mit einem Sieg einen Tag später am SC vorbeiziehen konnte.
Wir waren zu dritt im Stadion. Mein Bruder Pius fuhr und der CASA-Pfleger kümmerte sich um mein Wohlergehen. 
Mit Pius war ich oft im Stadion. Speziell die ersten Bundesliga-Jahre ab 1993 waren dabei durchweg geile Jahre. Wir waren beide mit ganzem Herzen bei der Sache, beim SC, für den SC.  Freunde rieben sich damals öfter verwundert die Augen, wenn wir aus Ärger, Frust, Freude abgingen. Etwas, wofür wir sonst eher nicht bekannt waren. 
Viele Stadionbesuche werde ich nicht vergessen, speziell aus der Anfangszeit: 3 Heimsiege in Folge gegen die Bayern mit dem 5:1 als Höhepunkt oder das Wunderkerzen-Spiel gegen den BVB (4:1), aber auch Schmerzliches wie das Aus auf Schnee im DFB-Pokal gegen TB Berlin statt Halbfinale, der Golfballwurf gegen Olli Kahn einige Jahre später oder die Finke-Verabschiedung.
Ende der Achtziger, als an Bundesliga im Dreisamstadion noch nicht zu denken war, ging ich meist allein zu den Spielen. Es reichte, kurz vor Spielbeginn zu kommen, einen Sitzplatz auf den Stehrängen der Gegengerade gab's dennoch. Außer wenn Schalke mal kam und fünf mal soviel Fans mitbrachte als sonst im Stadion waren.
Warum ich das alles erzähle? Mein Platz beim Augsburg-Spiel, wie die Rolli-Plätze im Dreisamstadion überhaupt, war kein besonders guter, das Fehlen eines nicht unerheblichen Sichtdreiecks sowie die Halbzeitpause ließen daher meine Gedanken öfter schweifen, weg vom aktuellen Geschehen. Und: Vergangene Saison passte alles genau einmal, dass es für ein Spiel für mich reichte. Zu guter letzt will der SC in der kommenden Saison schon im neuen Stadion spielen.
Das alles veranlasste mich, so zu tun, als wäre dieses Spiel mein allerletztes Spiel im Dreisamstadion. Wer weiß, ob's nochmal passt? Also auf Melancholie geschaltet und in meinen Erinnerungen gekramt.
Ungefähr 20 Jahre zurück, als Nord- und Osttribüne gebaut wurden und ich dabei auch ein Rädchen im Bauablauf war.
Viele unterschiedliche Leute habe ich kennengelernt.
An Kulinarisches wie Stadionwurst, Stadiondöner oder Stadionbier musste ich denken und mir gedanklich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. [Kopfkino]
Genau einmal in ca. 30 Jahren hatte ich eine Haupttribünenkarte, Block B, VIP. Da hocken die, denen Fußball nicht so wichtig ist, die aber trotzdem dabei sein müssen/wollen. Statt Bier und Grillwurst gibt's hier Sekt und Schäufele mit Kartoffelsalat, wobei letzteres allerdings anders heißen muss, sonst wär's nicht mehr VIP.
Die vielen tollen Spiele natürlich, manches weniger gute natürlich auch.
Und bei allem, war da immer auch noch ein ganz klein wenig Stolz, Teil des etwas anderen Klubs zu sein. Auch wenn sich meine Teilhabe ehrlicherweise auf Kartenkauf und Umsatz vor der Theke machen beschränkte.
Es war eine geile Zeit mit dir liebes Dreisamstadion!
Hach, so viel Nostalgie.

Diese Luftaufnahme wurde während des Spiels gegen den FC Augsburg gemacht. Wer im Stadion war, erinnert sich womöglich an den Gleitschirmflieger, der kurz vor der Pause über dem Stadion kreiste. Das war Volker, den ich vor 15 Jahren auch über den SC kennenlernte. 
Danke Volker fürs Überlassen des Bildes.






























Aber: Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne.
Ich bin noch nicht fertig mit dem SC Freiburg: Die Dauerkarte für 2020/21 im neuen Stadion ist bestellt!




(**) Der Sonntagmorgen begonnene Artikel konnte erst am Montag fertiggestellt werden, etwaige 2:1-Siege und 3.Plätze wurden aus Bequemlichkeitsgründen nicht mehr eingearbeitet!

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