Donnerstag, 23. Januar 2020

... und die Musik spielt dazu

Die Musik hat immer eine große Rolle gespielt in meinem Leben. Fast 35 Jahre habe ich trompetet im Musikverein Holzhausen. Der Weg in die Musik war quasi vorgegeben durch meinen Vater, einen wirklich guten Tenorhornisten. Zusammen mit meiner Schwester an der Klarinette und meinem Bruder am Euphonium waren wir vier über Jahre eine starke musikalische Fraktion in der Kapelle.
Ein begnadeter Musiker war ich gewiss nicht, dafür hätte ich die ganzen Jahre mehr üben müssen. Zwar war ich Erster Trompeter in einem Mittelstufenorchester (darüber gibt's noch Ober- und Höchststufe bei Laienorchestern, darunter Unterstufe), gewünscht habe ich mir aber meist die dritte Stimme, weil in der Regel weit weniger anstrengend als die erste Stimme. So 'durfte' ich führen, was aber auch Spaß machte, auch wenn es nicht immer zu vollsten Zufriedenheit meinerseits und des Dirigenten gelang, s. oben.

Jahrelang spielten wir auch in einer Fünfer-Besetzung a lá Canadian Brass, unsere großen Vorbilder. Weil wir öfter bei Trauungen spielten, nannten wir uns Wedding Brass. Das hat riesigen Spaß gemacht, das gemeinsame Proben und die Auftritte. Apropos Auftritt, da gibt es einen legendären im Rahmen eines adventlichen Kirchenkonzertes. Das Stück, das wir dort spielten, war schwer, wir hatten viel geprobt. Bei der Aufführung dann der Aussetzer meinerseits: Ich hatte mich raus geworfen. Der Rest spielte tapfer weiter. Dann mein Versuch, meine Situation zu retten: Ich rief in eine kurze Pause hinein "Sechzig!", um bei Takt 60 wieder einsteigen zu können, auch wenn wir eigentlich woanders waren. Irgendwie haben wir das Stück dann auch zu Ende gespielt bekommen. Das ist jetzt bald 20 Jahre her, aber "Sechzig!" war als Ausruf über die Jahre bis heute ein ständiger Begleiter.😊
In der Regel klappte es aber ohne hilfesuchende Zwischenrufe, die ganzen Hochzeitspaare mögen es bezeugen.

Ein sehr wichtiger Punkt ist die gute alte Kameradschaft im Musikverein mit tollen Menschen und Freunden. Wie viele tolle Stunden haben wir miteinander verbracht nach Proben oder Auftritten. Oder bei eigenen Hocks und Festen, da vor allem beim Auf- und Abbauen vor und nach dem eigentlichen Fest. Da gab es immer viel zu tun, schon Tage vor dem jeweiligen Anlass. Wir haben es aber nie versäumt, danach noch zusammen zu sitzen auf ein, zwei oder mehr Bierchen.

Musik habe ich gemacht bis Ende 2014, am Ende im Rollstuhl, bei dem ich meine Arme auf den Armlehnen aufstützen konnte, um die Trompete überhaupt noch halten zu können. Mein Tonumfang war eingeschränkt, die Finger waren langsam geworden und forte (laut) ging fast nicht mehr - zur Freude meiner Vorderleute. Das Adventskonzert 2014 war mein letzter tränenreicher Auftritt, seit dem  Tag steht meine Trompete unbespielt im Keller.
Mein Physio ist im übrigen der Auffassung, dass das Musik machen meinen ganzen Beatmungsapparat sehr positiv beeinflusst hat und somit Donald ziemlich Gegenwehr geleistet hat.
Also Leute, macht Musik, wer weiß, wofür es einmal gut sein kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen