Donnerstag, 2. Mai 2019

Info #3 - Mobil mit Auto

Umbau I
Als gegen Ende des Jahres 2012 mein zunehmend lahmendes rechtes Bein das Fahren meines Autos (mit Schaltgetriebe) mehr und mehr erschwerte und auch riskant werden ließ, legte ich mir ein Auto mit Automatikgetriebe (VW Caddy, Firmenwagen) und Zawatzky-Umbau für fußloses fahren zu: Zawatzky Handgerät Typ Heidelberg RS

Zum damaligen Zeitpunkt eine sehr gute Lösung für mich. Und Gesunde konnten weiterhin ganz normal mit dem Auto fahren.
Anfängliches apruptes Bremsen legte sich und ich gewöhnte mich bald an die neue Situation.

Notwendig war noch eine Fahrstunde/Umschulung, ebenfalls mit Zawatzky, eine vom TÜV abgenommene Fahrprüfung und das Umschreiben des Führerscheins. So war ich mit allem die Fahrerlaubnis betreffend auf der sicheren Seite.

Die Kosten von ca. 3.500 € (Anfang 2013, ohne Kfz-Anschaffung) hat bei mir der Versicherungsträger Deutsche Rentenversicherung Bund übernommen.



Umbau II
Anfang 2013 konnte ich noch laufen. Knappe 2 Jahre später ging das nicht mehr. Gegen Ende 2014 war es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wie ich weiter mobil mit Auto bleiben könnte, vor allem, wie ich zukünftig zur Arbeit kommen würde.

Über mein Sanitätshaus wurde ein Kontakt zur Firma Paravan in Heidelberg hergestellt. Paravan erstellte mir ein Angebot über einen E-Rolli und einen umfangreich umgebauten Citroen Jumpy. Ein weiterer Umbau des Caddys war aufgrund meiner 1,90 m nicht möglich.

Der Umbau umfasste zuerst:
  • Tieferlegung des Bodens
  • Einbau eines Luftfahrwerks
  • Elektrisch aus- und einfahrbare Rampe an der Seite
  • Andockstation für den E-Rolli auf Fahrer- und Beifahrerseite
  • Handgerät für fußloses fahren

Aufgrund gesundheitlicher Komplikationen bei mir im Juli 15 verzögerte sich nicht nur der Umbau, der fortschreitende Krankheitsverlauf machte gegen Ende 15 sogar noch weitergehende Maßnahmen erforderlich:
  • Einbau der elektronischen Lenkhilfe Space Drive 2


Bilder: Citroen, E-Rolli und ich
























Alle Maßnahmen kosteten am Ende mehrere zehntausend Euro, dazu kamen noch die Kosten für das neue Auto. Die genauen Kosten für sämtliche Umbauten kann ich gar nicht benennen, weil auch die wieder vom Versicherungsträger Deutsche Rentenversicherung Bund übernommen wurden und Paravan direkt mit denen abrechnete.
Das von uns selbst finanziell zu stemmen, war utopisch. Hier kam mir zugute, dass die Entfernung zu meinem Arbeitsplatz mit 26 km relativ groß ist. Wieso das?

Also: Ich holte Angebote von Fahrdiensten ein über den behindertengerechten Transport meinerseits zu meinem Arbeitsplatz, morgens und abends, 5 Tage die Woche.
Diese Angebote sowie das Paravan-Angebot und weitere Kfz-Umbau-Angebote von Mitbewerbern gingen zusammen mit umfangreichen Antragsformularen dem Versicherungsträger zu. Die DRV Bund sagte mir bald die erhofften Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zu. Die Höhe dieser Leistungen errechnete sich aus den dem Antrag beigefügten Angeboten bzw. aus dem günstigsten daraus. Dazu werden die Fahrdienst-Angebote, die einen Tagessatz enthalten, auf einen Zeitraum von 5 Arbeitsjahren hochgerechnet und mit den Umbau-Angeboten verglichen.
Das hieß bei mir: 5 x 230 x 94€ = 108.100€.  --> Umbau in jedem Fall günstiger.
Bei einem deutlich kürzen Arbeitsweg hätte die Rechnung für ein umgebautes Kfz nicht hin gehauen.

Auf meinem Weg zum Führen des Fahrzeugs benötigte ich noch:
  • ein verkehrsmedizinisches Gutachten zur Frage der Fahrtüchtigkeit und Fahrtauglichkeit, erstellt von einem Neurologen mit entsprechender Qualifikation
  • 15 Fahrstunden (Paravan Fahrschule)
  • eine Fahrprobe, abgenommen vom TÜV
An Kosten bekam ich vollständig erstattet:
  • sämtliche Umbaumaßnahmen am Kfz
  • behinderungsbedingte Citroen-Zusatzausstattungen
  • Fahrstunden
  • Fahrprobe
  • Kfz-Zulassung
  • E-Rolli

Bei den Kfz-Anschaffungskosten wurde ein (einkommensabhängiger) Zuschuss gewährt. Von Citroen gab es einen Nachlass von 30%. 

Nicht erstattet bekam ich die Kosten für das verkehrsmedizinische Gutachten (250€).

Die Formulare der DRV musste ich natürlich selbst fertig machen, ansonsten war die Unterstützung bei der gesamten Abwicklung durch Paravan sehr gut und hilfreich.
Leider zog sich der Umbau ziemlich in die Länge, was nicht immer mit meinem Gesundheitszustand begründet werden konnte. Das war grad so ok noch, allerdings mit Verbesserungspotential.




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Was danach kam:

  • Bald nach Entgegennahme des Fahrzeugs hatten wir ein dauerhaft leuchtendes Warnsignal wg. der Seitenairbags. Weder Citroen noch Paravan konnten spontan helfen, allerdings wussten sie beide sofort, dass man selbst nicht verantwortlich sei. Nach einigem ärgerlichen Hickhack konnten beide gemeinsam das Problem lösen.
  • Die Einbauten im Fahrzeuginnern nahmen gerade auf der Fahrerseite sehr viel Platz ein, es herrschte ein beengtes Platzangebot. Und mancher Hebel oder Knopf blieb rätselhaft. Da ich nach einiger Zeit leider nicht mehr fahren wollte und konnte, ließen wir bei einem regulären Wartungstermin einiges deaktivieren und ausbauen. 
  • Eines abends, es war der 4.Advent und wir waren unterwegs, hatten wir ein Problem mit der Rampe, die sich nur noch manuell bedienen ließ. Die Reparatur durch Paravan erfolgte sehr kurzfristig und schnell noch vor Weihnachten und ohne Kosten für uns. Prima.
    Leider hat Paravan für solche Fälle keinen Kundendienst oder ähnliches, so dass wir die 2 x 180 km Wegstrecke nach Heidelberg bei jedem Problem zähneknirschend hinnehmen müssen.


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