Mittwoch, 7. August 2019

Haken dran! - Von Plänen und vom Schicksal.

"Ein Mann soll in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und einen Sohn zeugen."
(Martin Luther wird dieser Spruch zugeschrieben. Oder auch nicht.)
Dann schauen wir mal:

  • Baum gepflanzt? 𝘝
  • Haus gebaut? 𝘝
  • Sohn gezeugt? 𝘝

Klingt nach perfekter Planung. Aber so einen Plan für mein Leben hatte ich nie.

Ich wollte als Kind nie Lokomotivführer werden. Oder Pilot. Oder Feuerwehrmann. Nein, nichts von alledem. Wenn, dann vielleicht Skispringer. Immer dann, wenn ich im Wohnzimmer an der Glotze mit Toni Innauer um die Wette sprang und den Telemark drei Meter weiter unten setzte als der Toni, dann war ich Skispringer.
Oder Fußballer natürlich. Selbstredend war eine tolle Karriere vorgezeichnet, mindestens bis zum Freiburger FC - damals noch das Maß aller fußballerischen Dinge in der Region - in die zweite Liga. Hätte man mich nur gelassen. Aber nein, ich spielte schon Trompete und damals war's noch nicht so, dass ein Kind mindestens drei organisierte Freizeitaktivitäten in seinem Wochenkalender stehen haben musste. Nein: "Ein Verein ist genug!", elterliches Basta, Ende der Diskussion!
Als ich endlich auch in den Kickverein durfte, war ich 14 oder 15. Und ich ahnte, von der Realität befeuert, dass ich mir den FFC nun abschminken konnte. Oder den aufkommenden SC Freiburg. Es war zu spät. Ich hätte die entgangenen Millionen gewiss sinnvoll eingesetzt, so mussten sich meine Eltern halt doch wieder selbst um ihre Altersversorgung kümmern. Selbst schuld!
Um das Thema Fußball hier wieder ernsthaft abzuschließen: Ich hatte zu keiner Zeit auch nur einen Hauch Talent, das hätte vergeudet werden können.

Meinen schulischen Werdegang planten meine Eltern: Grundschule, Realschule, Ausbildung, Geld verdienen. Gymnasium war eigentlich nur deshalb mal Thema, weil ich als Grundschüler beste Noten hatte und weil Schule mir augenscheinlich leicht fiel. Konkret geplant wurde aber nie in diese Richtung: Gymnasium, womöglich Studium und gar mit 25 erst Geld verdienen, alles viel zu abstrakt und nicht darstellbar für meine Eltern.
Mir war's..... egal, so planlos wie ich war. Rückblickend war der Plan meiner Eltern aber genau der Richtige. Die Realschule bewältigte ich ohne Druck "von oben" ohne Probleme und ohne großen Arbeitsaufwand, mein Abschluss war gut und mit etwas mehr Pfeffer im A.... hätte ich gewiss direkt mit einer Ausbildung weiter machen können. Aber, ich sag nur: planlos. Ich hatte zur Probe in einer Zimmerei gejobbt, die wollten mich dann, ich wollte sie. Allerdings hatte ich mich zu spät bemüht, es klappte erst ein Jahr später, so dass ich noch ein Jahr zu überbrücken hatte. Einzig dieses eine Jahr bereue ich als verschenktes und verlorenes Jahr in meiner Vita mit am meisten: In der lückefüllenden einjährigen Berufsfachschule für Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag saßen überwiegend schwer vermittelbare Jugendliche mit schulischen Problemen, viele Chaoten. Ich war selbst schuld, dort gelandet zu sein. Hier war der Plan bald: Augen zu und durch!
Die Ausbildung verlief dann tatsächlich planmäßig.
Gegen Ende der Lehrzeit tüftelte ich eifrig an Plänen, wie sich die drohende Wehrpflicht vermeiden ließe. Zu ungeübt beim Planen, musste dieses Vorhaben aber fast zwangsläufig scheitern: Als W15 wurde ich eingezogen, letztlich gedient habe ich bei der Luftwaffe als W12 3 Monate in Roth bei Nürnberg und 9 Monate - glücklicherweise - heimatnah in Bremgarten. Auch was fürs Leben mitnehmen, so lautete die Zielsetzung bei dieser für mich mehr als lästigen Bürgerpflicht. Das gelang immerhin: Fortan konnte ich meine Krawatten selbst binden, ich brauchte Matthis beim Musikverein nicht mehr dafür. Zumindest bis Donald auf der Bildfläche erschien.

Den teilweise planlosen, mit einigen Entscheidungen aus dem Bauch heraus gepickten weiteren Karriereverlauf, habe ich hier in diesem Post schon beschrieben.

So kam es, dass ich im fortgeschrittenen Alter von Anfang, Mitte 30, immer noch alles Erstrebenswerte schuldig blieb: Kein Haus, kein Baum, kein Sohn!
Guter Plan war teuer. Doch hier kam von irgendwoher das Schicksal ums Eck und Planen war für längere Zeit überhaupt kein Thema mehr: Der langjährige Ortsvorsteher meines Heimatdorfes Holzhausen Bernhard Gutmann, wollte mich in der Kommunalpolitik sehen. Ich gehorchte und wurde tatsächlich gewählt. Bernhards ausgeklügelter Plan mit mir funktionierte aber noch viel besser: 5 Jahre später, im Jahr 2004, landete ich auch noch im Gemeinderat und wurde zudem Holzhausens Ortsvorsteher. Letzteres war damals eine enge Kiste: Das Los musste entscheiden und Losfee war ausgerechnet der so planmäßige Bernhard. Aber er zog letztlich das richtige Streichholz und konnte zufrieden seinen kommunalpolitischen Ruhestand antreten.
Im Gemeinderat nahm ich Bernhards Platz ein, dafür sorgte nicht zuletzt meine künftige Sitznachbarin. Diese Sitznachbarin hatte als Mitarbeiterin im Jugendzentrum auch viele Anliegen speziell die Holzhauser Jugend betreffend, mit dem neuen Ortsvorsteher abzuklären. Sitznachbarin Martina kam das alles aber auch sehr zupass, wurde es doch Teil ihres perfiden Planes, der letztlich mein Schicksal wurde: Sie wollte mich haben. 😃 Um jeden Preis!
Es wurde also, was Schicksal und Martinas Plan wollten: Mit einer leichten Verzögerung meinerseits war klar, dass wir zusammen gehören. Bis dass der Tod uns scheidet!

















Danke dir Schicksal dafür.  Martina war und ist es immer noch das Beste, was mir passieren konnte. Ganz ohne Plan.
Mit meinem Einzug bei Martina in Hugstetten bei gleichzeitiger Umfirmierung vom 'Holzhüüser' zum 'Huschtemer' kam alles Weitere dann (fast) wie von alleine.
2007 erblickte Lucas das Licht der Welt.










Ebenfalls 2007 starteten wir mit dem Facelifting für unser kleines Häuschen. Das Haus ist Baujahr ca. 1970, der Keller mit seinem Bruchsteinmauerwerk allerdings deutlich älter. Martina hatte 'vor meiner Zeit' schon das Innenleben modernisiert. Nun war unser Plan, etwas dafür zu tun, zukünftig trockeneren Fußes in die Wohnung zu kommen. Der ungeschützte Hauseingang zur Wetterseite hin, verhinderte dies bis dahin weitestgehend. Wie das so ist mit meinen Plänen, erwuchs aus dem Windfang allerdings eine umfangreiche Erweiterungsmaßnahme einschließlich energetischer Sanierung. Wir machten das meiste in Eigenregie, unterstützt vor allem von einer 4-köpfigen Rentnercrew, angeführt von meinem Schwiegervater. Viel Arbeit und wohnen mit Kleinkind auf einer Baustelle, verlangten zeitweise einiges von uns ab. Am Ende konnten wir mit dem Ergebnis aber mehr als zufrieden sein.


















2010 kam Simon zur Welt.









Und das alles mehr oder weniger ohne Plan 😃

Um nochmal auf Luther zurück zu kommen. Womöglich habe ich ein wenig geschummelt?
Ich hoffe, dass mein Hausumbau auch zählt?
Den Baum konnte ich leider nur noch pflanzen lassen, Donald sei Dank.
Dafür bin ich stolzer Vater zweier Kinder. Ob Sohn oder Tochter war mir übrigens immer egal.
Trotzdem zufrieden?

Im Zusammenhang mit meiner Krankheit wird oft von einem schweren Schicksal, von einem Schicksalschlag gesprochen. Ich hadere mit meinem Schicksal, viele hadern mit mir mit. Es ist ja auch etwas, das man seinem ärgsten Feind nicht wünscht.
Aber deshalb das Schicksal verfluchen? Das Schicksal hat's in meinem Leben fast nur gut gemeint, niemand hätte das besser planen können. In Deutschland geboren zu werden und aufwachsen zu können, geht's besser? Intakte Familie, nicht reich aber auch nicht arm und ein intaktes Umfeld, wohlbehüteter geht nicht, würde ich mal sagen. Dann alles, was ich oben geschrieben habe: Martina, Lucas, Simon! Perfekt und Danke Schicksal.
Donald ist jetzt allerdings der erste grobe Fehler.
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Eigentlich wollte ich nun zum Abschluss kommen und in positiven Worten kurz bilanzieren, dass ein Fehler mal gut verziehen werden kann, wenn einem ansonsten fast nur Positives widerfahren ist. Funktioniert aber hier nicht, so eine Bilanz.
Die ALS lässt mich zwar sehr gut in Vergangenes eintauchen, die Zukunft dagegen, die stiehlt sie mir. Und die Gegenwart, die versaut sie mir!

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